Caitriona Trübauge
Die Nächte sind kalt zu dieser Jahreszeit, aber Nächte im Wald sind das allgemein immer.
Caitriona streifte nun schon seit Stunden durch die Nacht in Elwynns Wäldern. Sie kam von einer Zusammenkunft aus Sturmwind, die ihr Interesse im Vorfeld geweckt hatte.
Am Vorabend hatten sich viele Interessierte eingefunden. Der Vorplatz zur Kathedrale war gefüllt gewesen mit Menschen, einigen Zwergen und Gnomen. Worgen waren ebenfalls zugegen gewesen, sowie einige wenige Draenei, die aber für sich geblieben waren. Sogar einen Pandaren hatte sie dort sehen können. Dieser hatte alsbald skurile Gestalten um sich geschart, die er mit seinen Weisheiten in den Bann hatte ziehen können.
„Nur wer atmet kann erkennen wonach die Luft riecht“, war eine dieser besagten Offenbarungen gewesen. Sie musste darüber leicht schmunzeln, fiel ihr in der Rückbetrachtung auf.
Die Nachtelfe hatte sich unbeteiligt und doch mit offenen Ohr zu einer Gruppe von Flüchtlichingen aus Darnassus gesetzt.
Sie wollte in der Masse untergehen und keine Aufmerksamkeit erregen. Sie konnte Sturmwind nicht sonderlich leiden, was aber weniger mit Sturmwind an sich zu tun hatte als vielmehr damit, dass sie Städte im allgemeinen nicht mochte.
Ein Priester hatte die Bühne, wofür scheinbar die Treppe hinauf zur Kathedrale dienen sollte, betreten. Mit viel Pathos hatte er Bilder mit Worten gemalt.
Verlust und Zerstörung waren praktisch die Triebfeder seiner Ausführungen gewesen. Er hatte sich wirklich viel Mühe dabei gegeben alle Anwesenden mitzunehmen und doch hatte es unter einigen Anwesenden Gespräche gegeben, die mit dem Grund der Zusammenkunft nichts zu tun hatten.
Siehatte das Getuschel hinter vorgehaltenen Händen hören können und sobald sich diejenigen beobachtet gefühlt hatten, hatte diese wieder zum Akt des Geschehens geschaut, ganz so als wäre nichts passiert.
Ein Bürger ganz in der Nähe hatte sich lautstark bei seiner Frau über die mitgebrachte Laterne echauffiert. Die Kerze hatte scheinbar nicht in die Aufsteckeinrichtung innerhalb der Laterne gepasst. Plötzlich hatte er die Nachtelfe angesehen und war augenblicklich aufgeschreckt. Caitriona hatte sich nur ausmalen können, was er wohl in ihrem Gesicht gesehen hatte aber augenblicklich war er verstummt, hatte sich zum Priester umgedreht und seine Arme hinter dem Rücken mitsamt Laterne verschränkt.
Die Veranstaltung war auf die Zielgerade eingebogen und es war eine allgemeine Unruhe aufgekommen. Es hatte ein Laternenumzug stattfinden sollen. Frieden und offenes Feuer…das schließt sich gefühlt seit einiger Zeit aus.
Caitriona hatte von dort weg gemusst. Wie eine Schlinge um den Hals hatte es ihr die Luft zum atmen geraubt. Ob der Enge der Stadt oder ihrer Gefühle, die sie übermannten, völlig egal sie hatte nur noch weg von dort gemusst.
Hurtig hatte sie sich Richtung Stadttor und weiter in den dahinter liegenden Wald bewegt.
Sie war immer schneller geworden und hatte die Stadt hinter sich lassen wollen. Der Eindruck entstand, als liefe sie vor so viel mehr weg als das gerade erlebte, aber ihr war klar, dass sie sich dem stellen musste.
Sie kann nicht vor sich selbst fliehen, denn die Fragen vor denen sie davonlaufen will, kann nur sie sich beantworten.
Ihr Schritt wurde langsamer und endete schließlich in einem langsam gehen.
Die Stunden vergingen aber gefühlt war es kurz nach Mitternacht. Sie hatte keine Ahnung wo sie sich befand. Ein leichter Wind heulte durch die eng stehenden Bäume. Ein Rascheln im Unterholz war zu hören und es erschien ein Igel, der sich auf den Weg zu machen schien seinen Hunger stillen zu wollen.
Der Boden war von Ranken überzogen, die zu allem Überfluss auch noch mit daumendicken Dornen gespickt waren. Sie hatte keine Probleme damit etwas zu sehen, aber dennoch wurde der Weg immer beschwerlicher. Es machte den Eindruck sie würde sich in einer einzig gigantischen Hecke befinden. In jeder Richtung mit der gleichen schier unendlichen Ausdehnung.
Es half nichts sie mußte weiter. Eine klare Richtung zu finden war freilich schwierig aber sie versuchte zumindest die gleiche beizubehalten.
Eine Ranke, die steil nach oben gewachsen war und am Ende einen kleinen Bogen nach unten, machte verfing sich in Ihrem Haar.
„Naaaaaahh..“ zischte sie, während sie versuchte ihre Haare aus dem Würgegriff der Ranke zu befreien. Der Schwung, den sie durch den abrupten Halt noch hatte, ließ sie in einem Halbkreis um die von oben zerrende Ranke taumeln. Dabei trat sie zum einen auf einen spitzen Dorn vor sich und zum anderen wirbelte ihre Robe in einer noch größeren Flugbahn um sie herum.
Der Schmerz, der sich in ihrem linken Fuss ausbreitete, war groß. Sie wollte sich diesem aber nicht hingeben und drehte sich, nachdem sie ihre Haare befreit hatte, wieder in die zuvor eingeschlagene Richtung.
… Ihre Robe war eine wirkliche filligrane Arbeit. Es machte aus der Entfernung den Eindruck als wären tausende Blätter zu einem Kleidungsstück zusammengesetzt wurden. Es war kein besonders dicker Stoff und dennoch gab er ihr in kalten Nächten genug Wärme und Schutz, sowie an heißen Tagen die Möglichkeit ausreichend abzukühlen.
Nur an Dornen, die sich darin verfangen könnten, hatte derjenige scheinbar nicht gedacht als er die Robe fertigte. Man hatte den Eindruck die Robe kreischte als es zu einem Disput zwischen Bewegung und dem starr stehendem Dorn kam. Ein zirka zwei Handbreit langer Riss entstand. Caitriona stand mit weit aufgerissenen Augen da und schüttelte nur noch den Kopf.
…sie sank auf ihre Knie und legte ihr Gesicht in ihre Hände. Sie war traurig ob ihrer zerrissenen Robe gleichzeitig hatte sie Wut auf sich selbst warum sie so tief in den Wald gelaufen war, den sie nicht kannte. Ihr Fuß brannte so sehr und sie konnte den Schmerz nicht mehr ignorieren. Sie hob den Kopf und sah immer noch vor sich den nie enden wollenden Dornenweg. Sie kniff die Augen zusammen und wieder überkam sie die Aggression.
Ihr Blick wanderte über den Waldboden und plötzlich sah sie wieder den Igel, den sie zuvor schon gesehen hatte als er sich auf seine Nachtwanderung machte.
Das Tier stand starr mit weit aufgerissenen Augen da und sah sie an. Es kam ihr vor als hätte sie an diesem Tag zum zweiten mal ein Lebewesen gesehen, welches sich auf Grund ihres Äußeren erschreckte.
Sie senkte ihren Blick und flüsterte sachte in Richtung Igel: „ Hab keine Angst, mein Freund! Geh deiner Wege, verzeih mir!“
Als sie wieder aufsah, war der Igel verschwunden. Auch sie musste weiter…
Der Kampf gegen die Dornen begann von neuem aber alsbald hatte sie eine gute Möglichkeit gefunden Ihren Weg zu finden.
Plötzlich öffnete sich der Wald. Die Ranken wurden immer weniger bis sie komplett verschwanden. Sie erreichte den Waldrand oder vielmehr eine kleine Lichtung innerhalb des Waldes.
Auf der Lichtung war kniehohes Gras gewachsen. Mitten hindurch floss ein kleiner Bach, der sich in einem kleinen Wasserfall ergoss. Unterhalb hatte sich ein kleiner See angestaut, der ungefähr doppelt so breit war wie der Bach oberhalb des Wasserfalls und ebenso doppelt so breit wie der Bach, der anschließend vom See aus weiter floss.
Caitriona schlurfte zum kleinen See und bückte sich um eine Handvoll Wasser zu nehmen.
Als ihr Blick auf die Wasseroberfläche fiel sah sie wie sich auf der Oberfläche des Wassers der Mond spiegelte. Ihr Blick ging nach oben und da stand er. Sie war die ganze Zeit in die Richtung des Mondes gelaufen. Der Mond gab ihr die Führung, die sie brauchte in dem Augenblick, an dem sie sie am nötigsten hatte.
Ein Lächeln huschte ihr über das Gesicht während sie ihren lädierten Fuß ins Wasser des Sees tauchte. Langsam legte sie den Kopf nach hinten und blickte nochmal hinauf zum Mond. Sie schloss ihre Augen und ordnete die Gedanken.